Vom Limes bis zum Eisernen Vorhang

Geschichte des Festungsbaus

Schon seit jeher versuchen Menschen, sich und ihr Hab und Gut gegen äußere Angriffe zu schützen. Die Geschichte reicht von Jahrtausende alten, einfachen Holzbefestigungen und Erdwällen über die strategischen Heerlager und überregionalen Grenzwälle der Römer, später zu mittelalterlichen Stadtmauern, deren Umwandlung zu Wällen und Bastionen, Festungen, Festungssystemen und Verteidigungslinien wie der Chinesischen Mauer oder gar dem Eisernen Vorhang – mit der Weiterentwicklung von Angriffswaffen mussten auch die Verteidigungsanlagen stetig verbessert werden.

 

Festungsbau vor dem 16. Jahrhundert

Festungsbaugeschichte 1

 

Seine wichtigste Innovation erfuhr der historische Festungsbau mit der Einführung von Pulverwaffen, gegen die mittelalterliche Burgen und Wallanlagen nur wenig Schutz boten. Seit Ende des 15. Jahrhunderts entwarfen deshalb italienische Architekten neue Konstruktionen für den Einsatz von Feuerwaffen, wie Schießscharten oder Stellungen für Kanonen. Es begann ein Umbau und vielerorts gar der gesamte Ersatz der Wallanlagen und Burgtürme zu gewaltigen Bastionen, starken Mauerwerken mit tiefen Wallgräben, auf die Ballistik der Geschosse abgestimmt.

 

Von da an folgte der Festungsbau der sich rasch entwickelnden Artillerie. Der steigenden Durchschlagskraft und Reichweite begegneten die Architekten mit immer stärkeren Gemäuern und immer großflächigeren Befestigungen, aber auch mit Kunst und Gestaltungsreichtum am Bauwerk.

 

Festungsbau nach dem 16. Jahrhundert

Festungsbaugeschichte 2

 

Als eine der ersten deutschen Städte stattete sich Dresden um 1550 mit einer solchen kompletten Bastionsfestung aus, die Napoleon gut 250 Jahre später für häufige Aufenthalte rund um seine Feldzüge nutzte.

 

Als außergewöhnlicher Höhepunkt der Festungsbaukunst in Europa gelten die neu angelegten Befestigten Idealstädte wie Karlstadt (Karlovac / Kroatien), Palmanova (1593, Italien), Theresienstadt (Terezin / Tschechien) oder Neuf Brisach (Frankreich).

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erzwang die moderne Artillerie den Bau von Großfestungssystemen, die sich über ganze Landstriche erstreckten und deren Ausläufer teils mehr als 5 km vor den Siedlungen lagen. Hier haben sich insbesondere:

  • Preußen in Thorn und Poznan
  • Österreich in Krakow und Przemysl
  • Russland in Modlin und Warszawa verewigt.
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    Wiederum auf die enormen Fortschritte in der Waffentechnik reagierend, verschwanden im 20. Jahrhundert befestigte Bauwerke mehr und mehr in den Untergrund und in Bergmassiven. Beeindruckend ist dabei u.a. die Französische Maginot-Linie Ende der 20er Jahre oder der Bunkerbau der großen Militärbündnisse. Grenzanlagen wie der Atlantikwall und der "Eiserne Vorhang" sind Zeugnisse einer Zeit, die die Existenz der europäischen Völker bedrohte. Auch deshalb müssen diese architektonischen Zeitzeugen bewahrt und ihre Botschaft verbreitet werden.